Allgemeines |
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Geschichtliche
Entwicklung Ursprung und Geschichte Im Greyhound haben wir den "klassischen" europäischen kurzhaarigen Windhund vor uns. Er wurde vermutlich von den Kelten auf die britischen Inseln gebracht. Hunde dieses Typus waren aber auch im gesamten europäischen Raum vorhanden und hochgeschätzt. Die Hetzjagd mit dem Greyhound, vorwiegend auf Hasen, avancierte zu einem der bevorzugten Freizeitvergnügen des Adels (der bis ins Mittelalter das alleinige Privileg hatte, Greyhounds zu besitzen) und hatte schon im Altertum den Charakter eines Sports. |
![]() Paolo Ucello: "The Hunt in the Forrest", um 1560 |
Seine
außerordentliche Wertschätzung spiegelt sich über die Jahrhunderte in
zahlreichen künstlerischen Darstellungen wieder, in denen er häufig
in engster Gemeinschaft mit seinen Besitzern abgebildet wurde. Faszinierend
für den heutigen Liebhaber ist die Tatsache, daß viele dieser dargestellten
Hunde einem Typ entsprechen, der auch heute noch auf Zuchtschauen vorzeigbar
wäre. |
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Die Einführung des Rennens hinter dem mechanischen Hasen anfangs des 20. Jahrhunderts brachte den entscheidenden Einschnitt in der Entwicklung der Rasse. Der Greyhound wurde vom hochgeschätzten Jäger und Begleiter zum bloßen Wegwerfprodukt für die Unterhaltung der Massen degradiert. Gefragt waren nicht mehr sein sanfter Charakter, Robustheit, Ausdauer und Wendigkeit im Gelände, das einzige Kriterium ist seitdem die Geschwindigkeit auf gepflegter Bahn. |
![]() Werbeplakate für Greyhoundrennen, 1926 |
![]() 1936 |
Die Hunde werden
in den Ländern, in denen der Profirennbetrieb mit Wetten erlaubt
ist, zu Tausenden produziert, zu Hunderten in Zwingern gehalten und
ihr einziger Lebenszweck ist die Gewinnmaximierung ihres Besitzers.
Wer nichts mehr bringt, wird ausrangiert und auf die eine oder andere
widerwärtige Art und Weise "erledigt". Das Gnadenbrot
fristen nur einzelne wenige, die vielleicht noch für die Zucht
gebraucht werden; die überwiegende Mehrzahl läßt man
keine vier Jahre alt werden. Doch nicht das Hunderennen an sich ist
die Quälerei, sondern die gnadenlose Ausnutzung im rein gewinnorientierten
Profibetrieb. Hierzulande liegen die Verhältnisse glücklicherweise
anders. Das Rennen hat ausschließlichen Hobbycharakter, Geld wird
keines verdient, und die Rennhunde sind in erster Linie vielgeliebte
Hausgenossen; und das selbstverständlich auch nach der Beendigung
ihrer Bahnkarriere. |
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Die Spaltung der Rasse in einen Renn- und einen Ausstellungstyp ist
heutzutage als vollzogen zu bezeichnen: der Showgrey ist im allgemeinen
größer, stärker gewinkelt, eleganter und augenfälliger,
der Renngrey gedrungener, kleiner, leichtknochiger aber stärker
bemuskelt - was natürlich nicht heißen soll, daß es
bei letzteren nicht auch ausgesprochen hübsche und ansprechende
Hunde gibt. |
![]() Hündinnen vom moderaten.... |
![]() ....bzw. deutlich ausgeprägtem Renntyp |
Haltung
und Wesen |
![]() Alberner Jung-Grey in Spiellaune |
Bemerkenswert
ist seine geradezu fanatische Anhänglichkeit, er ist mitunter wie eine
"zweite Haut", was durchaus auch einmal lästig werden kann. Wachhundeigenschaften
sind wenig bis gar nicht vorhanden; ein Fremder wird vielleicht ein, zweimal
verbellt, um danach entweder stürmisch begrüßt oder aber gelangweilt ignoriert
zu werden. Anderen Hunden gegenüber verhält sich der Greyhound meist zurückhaltend-freundlich;
die vielbefürchteten Angriffe aufgrund Verwechselung mit "Jagdbeute" sind
höchstens bei extrem isoliert aufgezogenen und gehaltenen Tieren (meist
aus dem Profirennbetrieb ausrangierte Rennhunde, die ihr bisheriges Leben
ausschließlich im Käfig verbracht haben) denkbar. Diesem Verhalten
läßt sich aber häufig in kürzester Zeit gegensteuern, wie die vielen erfolgreich
resozialisierten "Rescue"-Greyhounds beweisen. Das von Grund auf sanfte
Naturell des Greyhounds ermöglicht es in vielen Fällen, einen gequälten
"Kaspar-Hauser"-Hund mit verhältnismäßig geringem Zeit- und Arbeitsaufwand
in einen großstadttauglichen Begleithund zu verwandeln. Eine Garantie
dafür gibt es natürlich nicht! |
![]() Ehemaliger Renn-Grey genießt die Gesellschaft eines Whippets |
Über
den Jagdtrieb des Greyhounds muß man sich in freiem Gelände stets im Klaren
sein und die Augen offenhalten! Es liegt natürlich viel an der Erziehung,
ob aus dem Greyhound ein unter erhöhter Aufmerksamkeit freilauftauglicher
Hund oder ein unkontrollierbarer Hetzer wird. Das Bewegungsbedürfnis selbst
ist weitaus geringer als häufig angenommen. Ein Greyhound, der sich ohne
Leine austoben kann, ist mitunter nach einer Stunde über die Wiesen flitzen,
traben und herumschnüffeln erschöpft und zufrieden, ein ausdauernder Läufer
ist er nicht. Ihn dagegen mit für ihn langweiligem Nebenhertrotten an
der Leine auszulasten, erfordert einigen Zeitaufwand. Langandauerndes
Fahrradtraining in immer gleicher Geschwindigkeit womöglich noch auf hartem
Untergrund richtet oft mehr Schaden an als daß es nützt. Der Besuch der
Rennbahn in vernünftigen Maßen und bei entsprechender Vorbereitung ist
ein Vergnügen für Hund und Besitzer, aber er ist nicht zwangsweise notwendig
für das Wohlbefinden und die artgemäße Haltung, und schon gar kein Ersatz
für freien Auslauf! |
![]() Zwei Jung-Greys genießen ihren freien Auslauf |
Die Haltung
des Greyhound ist trotz seiner Größe problemlos auch in der Großstadt
möglich, auch beengte Wohnverhältnisse stören allerhöchstens den Besitzer,
nicht seinen Greyhound; der ist höchstzufrieden wenn er seinen Platz auf
Bett oder Sofa einnehmen und seiner in der Wohnung bevorzugten Tätigkeit
nachgehen kann: dösen. Ob drumrum 40 oder 200 Quadratmeter Wohnfläche
sind, interessieren ihn nicht. Und freier Auslauf ist in wildfreien Parkanlagen
(sofern erlaubt) wesentlich einfacher und streßfreier zu praktizieren
als in Feld und Flur. Bei der Anschaffung eines Greyhounds sollte der
spätere "Verwendungszweck" bekannt sein. Ist man von vorneherein
gewillt, mit seinem Hund an Rennen oder Ausstellungen teilzunehmen, empfiehlt
sich natürlich die Suche nach einem Züchter mit Schwerpunkt auf dem
einen oder anderen Gebiet. |
![]() Lieblingsplatz der meisten Greyhounds ;-) |
Auswahl
eines Welpen
Angenehme Haus- und Begleithunde sind sie alle beide – egal ob Show- oder Renngrey. Von klein auf sollte der junge Greyhound Gelegenheit haben, in unterschiedlichstem Gelände zu rennen und zu toben, damit er lernt, seine Geschwindigkeit und Kraft wohldosiert einzusetzen. Andernfalls wäre die Verletzungsgefahr bei unkontrolliertem Fullspeed viel zu hoch. Soll der Hund später einmal auf die Rennbahn kommen, sollten neben den reinen Rennerfolgen auch die Robustheit und Verletzungsunanfälligkeit der Elterntiere bei der Auswahl eines Züchters Beachtung finden. In nur einer Saison ausschließlich auf Sand gelaufene Spitzenzeiten sagen leider nichts darüber aus, dagegen ist ein Renneinsatz der Elterntiere über mehrere Jahre und auf unterschiedlichen Rennbahnen (nicht nur auf Sand) auf alle Fälle ein gutes Argument für einen Besuch beim betreffenden Züchter.
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![]() Die Qual der Wahl! |
Im
Prinzip gelten diese Kriterien natürlich auch für den Erwerb eines "Nur-Haushundes"-
einseitige Auslese nur auf Geschwindigkeit ist der Gesundheit des Hundes
sicherlich nicht zuträglich. Unter diesem Aspekt verliert auch der alte
Satz "Leistungszucht ist gesunde Zucht" an Gültigkeit. Definiert man hingegen
als Leistung nicht nur die reine Geschwindigkeit, sondern eben auch Robustheit
und Langlebigkeit, sieht das natürlich ganz anders aus. Man vergesse nie
- das ursprüngliche Zuchtziel war ein jagdtauglicher Hund, nicht ein Hochgeschwindigkeitsläufer
im gepflegten Oval! Abschließend bleibt zu hoffen, daß der Greyhound das
Image eines Sportgerätes und Wettobjekts verliert und seine zukünftigen
Liebhaber aufgrund seiner angenehmen Begleithundeigenschaften und nicht
aufgrund von Zehntelsekunden findet.
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![]() Hoffnungsvoller Nachwuchs |
Text mit freundlicher Genehmigung von Barbara Kessler |