Welcome to Great Britain
- Ein Erfahrungsbericht -

Im Februar 2001 wurde das "Pet Travel Scheme" für die Einfuhr von Hunden und Katzen nach Großbritannien ohne die bis dahin notwendige sechsmonatige Quarantäne eingeführt. Der seit 2004 vorgeschriebene "EU-Heimtierpass" sollte das Prozedere weiter vereinfachen. Wir wagten den Selbstversuch... Für befreundete englische Hovawart-Züchter hatte ich die Aufgabe übernommen, unser finnisches Pflegekind Ronja nach England mitzunehmen. Die Voraussetzungen für die Einreise mit Hund sind folgende: - Der Hund muss per Mikrochip gekennzeichnet sein - Anschließend wird der Hund gegen Tollwut geimpft - 30 Tage nach der Impfung wird eine Blutprobe an ein anerkannteas virologisches Labor geschickt, um die Höhe des Tollwut-Antikörpertiters zu bestimmen - liegt dieser im akzeptablen Bereich, ist eine weitere Frist von sechs Monaten seit der Entnahme der Probe abzuwarten - nach dieser Frist darf der Hund einreisen - vorausgesetzt, er wurde 24-48 Stunden vor der Einfuhr mit einem Medikamentl gegen Bandwürmer sowie einem Mittel gegen Zecken behandelt - die Einreise mit Hund darf nur über bestimmte Routen bzw. Flughäfen erfolgen - alle oben aufgeführten Schritte müssen von einem autorisierten Tierarzt im "EU-Heimtierpass" an den vorgesehenen Stellen bestätigt werden Eines schönen Dienstags war es dann soweit: Ronjas Wartezeit war abgelaufen und damit durfte sie nach England einreisen. So machten wir uns also mit dem Hund und sämtlichen Papieren auf gen Eurotunnel in Calais.

Von einer Schrecksekunde während der Fahrt abgesehen ("Wart´ mal, ich glaube, ich habe mich um einen Monat verrechnet... ") kamen wir zügig durch und erreichten Calais am frühen Nachmittag. Dort war schon am Eingang des Hafengeländes ein Wegweiser für Reisende mit Hund, der zu einem eigens für diese Abfertigung eingerichteten Büro führte:
Dort empfingen uns zwei nette französische Damen, die Ronjas Chip überprüften und ihre Papiere checkten. Plötzlich gab es Gemurmel zwischen den beiden, irgendetwas schien mit dem Impfpass nicht zu stimmen !?! Schockschwerenot - ich war mir doch so sicher gewesen, alles richtig gemacht zu haben! Die Floh- und Bandwurmbehandlung mit Datum & Uhrzeit eingetragen, dass Ergebnis vom Tollwut-Titertest abgestempelt, sogar nachgeimpft hatte ich Ronja, weil ich nicht sicher war, ob die in Finnland zwei Jahre gültige Impfung anerkannt würde. Wie sich aber herausstellte, hatte nicht ich das Problem verursacht, es war vielmehr bereits in Finnland entstanden. Als vor einem halben Jahr klar wurde, dass Ronja Finnland verlassen und nach England auswandern würde, wurden die notwendigen Schritte vom dortigen Tierarzt eingeleitet. Der Hund muss gegen Tollwut geimpft sein, einen Mikrochip tragen und es muss der Tollwut-Titer mittels eines Bluttests (welcher mind. 30 Tage nach der Impfung gemacht werden darf) bestimmt werden. Soweit so gut. Ronja war wohl regelmäßig gegen Tollwut geimpft worden, weshalb der TA sie nur mit einem Chip versehen und danach die Blutprobe genommen hatte. Leider muss der Hund aber lt. Vorschrift erst gechippt, dann geimpft und dann getestet werden, vor dem Chippen durchgeführte Impfungen werden nicht anerkannt... Zum Glück war die französische Dame am Tresen überaus hilfsbereit und erklärte uns unter Augenzwinkern, dass in dem Impfpass sicher ein Zahlendreher vorhanden sei - statt am 10.12. sei der Hund doch sicher am 12.10. (also genau zwischen Chip-Datum am 10.10. und Blutprobe am 18.10. geimpft worden. Dies müsse ich mir nur vom zuständigen Tierarzt bestätigen lassen. Ich habe mich also gleich ans Telefon geklemmt und in der Praxis angerufen, die auch prompt ein Fax mit der Bestätigung ihres "Versehens" schickte.
Dass es wie nun dargestellt gar nicht hätte sein können und ohnehin nicht gültig gewesen wäre, wollte niemandem auffallen. Denn so hätte Ronja am 10.10. in Finnland gechippt worden sein müssen, um sich am 12.10. in Deutschland impfen zu lassen und am 18.10. wieder in Finnland eine Blutprobe abzugeben... Naja, mit einem "Normally it´s not good to lie" bekamen wir nun doch endlich unseren Aufkleber für´s Auto ausgehändigt:
Wir kauften unsere Tickets (259,- Euro!!! ) und fuhren durch den Zoll - wo uns die englischen Beamten herauswunken, Ronjas Chip erneut überprüften - und nach einem Blick in den Impfpass ebenfalls anfingen zu tuscheln! Sie riefen dann kurz ihr Büro an, dort wurde unser Fax bestätigt und wir konnten endlich auf den Autozug auffahren, wo wir schon den ganzen Betrieb aufgehalten hatten...
Die Fahrt durch den Tunnel verlief sehr flott und angenehm, so dass wir nach einer halben Stunde englischen, seitenverkehrten Boden unter den Füßen hatten. Wir entschlossen uns, einen kleinen Umweg zu fahren und Leeds Castle zu besuchen:
Dieses in einem wunderschönen Park gelegen Schloß beherbergt u.a. auch ein Hundehalsband-Museum, wo man solche Dinge betrachten kann:
Außerdem gibt es jede Menge hiervon:
...sowie ein recht unübersichtliches Labyrinth:
Diese Anlage ist sicher sehenswert, wir wären auch gerne noch länger geblieben, aber die Öffnungszeiten liessen dies nicht zu. Ich habe Ronja dann in den umgebenden Grünanlagen mal aus dem Auto gelassen, damit sie sich die Bein vertreten kann, und was macht die dumme Nuss? Rast auf und davon, träge englische Parkkarnickel jagen - das hat sie ja noch nie gemacht!!! Gerade noch rechtzeitig, bevor der Parkwächter auftauchte, um das Tor endgültig abzuschliessen, konnte ich sie wieder einfangen und wir verließen unbehelligt das Castle *pfeif* Tja, und dann fuhren wir zu Ronjas neuem Zuhause bei den:
..wo uns außer 5 Hovidamen unterschiedlichen Alters 4 Irish Wolfshounds, 2 Tervueren, ein Laekenois und ein Glen of Imaal Terrier erwarteten. Ronja wurde sukzessive an dieses Riesenrudel herangeführt, was auch den zeitweisen Aufenthalt in einem Auslauf beinhaltete (links), während Ihre Schwägerin Mercedes Wache schob (rechts):
Ronja gewöhnte sich zum Glück recht schnell an die neue Situation:
...so dass wir sie zwei Tage später mit gutem Gewissen dort zurückliessen:
Ausserdem sind die neuen Besitzer stets gut mit Nervennahrung versorgt, denn:
Da Ronja in nicht allzu ferner Zukunft nach Deutschland zurückkehren soll, um hier gedeckt zu werden, bleibt nicht anderes übrig, als noch einen Titertest durchführen zu lassen. Ansonsten gäbe es bei der Wiedereinreise die selben Probleme, und ob Ronja nochmals durch die Maschen des Systems flutschen kann, steht zu bezweifeln ;-) Für den Rückweg wählten wir die Strecke Harwich - Hoek van Holland per Fähre. Diese Route ist etwas kostengünstiger, und trotz der dreistündigen Fahrt über den Ärmelkanal bezogen auf die Gesamtreisezeit nicht wesenlich länger. Übrigens, der friedlich im Kofferraum unseres Kombis schlummernde Greyhound-Welpe Rufus wurde am Fährhafen in Harwich überhaupt nicht bemerkt, so dass er quasi als Blinder Passagier kostenlos und ungeprüft nach Holland einreiste... Fazit: Mit der Einführung des Pet Travel Scheme und des EU-Heimtierpasses wurde die Mitnahme von Hunden, Katzen und Frettchen nach Großbritannien sehr erleichtert - vorausgesetzt, man kann die Reise gut im Voraus planen und hält sich akribisch an die Vorschriften. Weitere Informationen zum PETS findet man auf der Homepage der Britischen Botschaft.
Und das ist unser "Reisesouvenir" Rufus, ein Greyhoundwelpe aus dem Kennel "Wenonah":

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