Ein interessanter Artikel wurde kürzlich im „Canine Chronicle“ veröffentlicht. 23 AKC-Zuchtrichter (laut Angaben im Text allesamt „Breeder Judges“) wurden zur Beurteilung des Exterieurs bei Greyhounds befragt, 14 schickten den ausgefüllten Fragebogen zurück. Der Ansatz („Ranking“ von Fehlern und Vorzügen) mag allerdings etwas seltsam anmuten, zumal der AKC-Greyhoundstandard überhaupt keine Angaben zu möglichen Fehlern macht.
Hier die Liste der von den befragten Zuchtrichter(inne)n favorisierten Standardmerkmale in absteigender Reihenfolge analog der zugemessenen Wichtigkeit:
- Brustkorb tief, so breit wie es für hohe Geschwindigkeiten angemessen
- Schultern so schräg wie möglich gelagert
- Rücken muskulös und breit
- Hals lang, muskulös, leicht gewölbt
- Lenden gut gewölbt
- Vordermittelfuß kräftig
- Gut gewinkelte Kniegelenke
- Vorderläufe vollkommen gerade
- Pfoten eher hasenpfotenartig
- Kopf lang und schmal
- Gewicht bei Rüden 65-70 Pfund, bei Hündinnen 60-65 Pfund
- Rute lang, fein, schmal zulaufend
- Ohren klein und fein in der Textur
- Augen dunkel
- Schneidezähne gerade gestellt
- Fell kurz, glatt, fest in der Textur
Hier das gleiche Spiel für die Exterieur-Fehler. Da der Rassestandard keine Fehler vorgibt, wurden der Einfachheit halber die Gegenteile der wünschenswerten Eigenschaften gereiht (vom „schlimmsten“ Fehler bis hin zum vernachlässigbaren). Die Ergebnisse:
- Hinterhand nicht sehr muskulös und kräftig
- Mangel an allgemeiner Symmetrie
- Rippen nicht gut gewölbt
- Nicht gut aufgezogene Flanken
- Sprunggelenke nicht gut gewinkelt
- Pfoten nicht gut aufgeknöchelt
- Vorderhand nach innen drehend
- Überladene Schultern
- Hals geht nicht allmählich in die Schultern über
- Nach außen drehende Vorderhand
- Katzenpfoten
- Fang nicht von guter Länge
- Kopf nicht ziemlich breit zwischen den Ohren
- Mehr als ein kaum wahrnehmbarer Stop
- Zu kräftiger Fang
- Bei Erregung aufgerichtete Ohren
Dann sollten die befragten Zuchtrichter(innen) jeweils sechs Silhouetten von Greyhound- Hündinnen und -Rüden „platzieren“. Die Umrisslinien waren von Fotos real existierender Greyhounds abgezeichnet, so dass kein „perfekter Greyhound“ dabei ist. Wirklich übereinstimmend waren die Ergebnisse nicht – alle Greyhounds (bis auf jeweils eine Hündin und einen Rüden) wurden von mindestens einem der Befragten auf den ersten Platz gesetzt.
Einige interessante Schlussfolgerungen finden sich am Ende des Artikels, die sich zum Teil auch widersprechen. Interessant ist beispielsweise, dass europäische Richter dafür verantwortlich gemacht werden, wenn „übergroße Greyhounds“ gewinnen. Es ist durchaus davon auszugehen, dass auch die amerikanischen Show-Greyhounds schon lange nicht mehr den AKC-Standardgewichten entsprechen (29,5 – 32 kg für Rüden, 27 – 29,5 kg für Hündinnen).
Auch diese Aussagen bergen Widersprüche: „“Der beste Weg, Greyhounds zu beurteilen, ist, sie in der Bewegung zu beobachten. Korrekte Struktur führt zu gleichmäßigen, anmutigen Bewegungen“ vs. „Priorisiere die Qualitäten, die einen Greyhound zu einem funktionalen Coursinghund machen, vor kosmetischen Qualitäten, die nur unser Auge erfreuen, aber keinen Einfluss auf den Zweck des Hundes haben.“ Vermutlich weiß jeder, der schon einmal wirklich gute Coursing-Hunde gesehen hat, dass nicht unbedingt jeder einzelne von ihnen „anmutige Bewegungen“ im Ausstellungsring an den Tag legen würde…
Alles in allem scheint der Artikel stark von Wunschdenken und weniger von der Realität beeinflusst zu sein. Aber machen Sie sich selbst ein Bild – um zum vollständigen Artikel zu gelangen, müssen Sie allerdings eine E-Mail-Adresse angeben.